Freitag, 24. September 2010

Die Fabrik in Miltigau




Die Miltigauer Fabrik

Eine Fabrik in Miltigau (tsch. Milikov), diesem idyllisch in einer Talsenke am westlichen Rande des Kaiserwalds gelegenen Dorf? Doch, es gab sie. Die Fabrik befand sich am Ortsausgang rechts des Weges nach Markusgrün (tsch. Podlesí) und trug die Nummer 33, davon übrig geblieben ist lediglich ein Wohnhaus mit der Nummer 77. Auf dem ehemaligen Gelände der eigentlichen Fabrik stehen heute Reste einer ehemals sozialistischen LPG. Eine Fabrik oder etwas, das einer Fabrik ähnelte, würde man an dieser Stelle allerdings vergeblich suchen.

Aber es gibt Zeugnisse, bildliche und schriftliche, die belegen, dass Miltigau dereinst tatsächlich ein Fabriksort war. So ist in der 1894 veröffentlichten „Geschichte der Städte Königswart und Sandau“ von Dr. Michael Urban folgendes zu lesen: „Das Fabriksgebäude in Miltigau war bis zum Jahre 1848 eine Papiermühle unter der Firma Michael Schlechta und diese Mühle durfte unter Blankenstein erbaut worden sein; im genannten Jahr wurde sie von Lenk und Gottlieb in eine Hand-Spinn = und Weberei umgewandelt. Durch einen im Jahre 1873 (19. März) stattgehabten Brand zerstört, wurde von Karl und Eduard Lenk nach dem Aufbaue dann eine Kattundruckerei, Bleicherei und Brettschneidsäge mit Dampf- und Wasserbetrieb etabliert . . .“.

Eine weitere schriftliche Spur findet sich beim Eintrag der Geburt eines Mädchens namens Bertha Lenk. Da erscheint im Jahre 1860 der aus Lengenfeld im sächsischen Vogtland stammende Karl Lenk, der Großvater jener Bertha, als „Besitzer der Fabrik in Miltigau“. Bei ihm handelt es sich mit großer Wahrscheinlichkeit um den bei Urban erwähnten Mit-Erwerber der ehemaligen Papierfabrik. Zwanzig Jahre vorher, 1840, ist Karl Lenk „Baumwollfabrik-Besitzer in Liebauthal“ und 1843 Buchhalter in eben jener Liebauthaler Fabrik. Die Baumwollfabrik in Liebauthal (tsch. Libavské Údolí) hatten Karl Lenks Brüder Franz und Ferdinand Lenk (zuweilen fälschlich als Freiherren Lenk von Lengenfeld bezeichnet) Ende der 1830er Jahre von Königsberg an der Eger aus gegründet. Ein weiterer Lenk-Bruder namens Friedrich war ebenfalls von Lengenfeld aus nach Königsberg gekommen, wo er sich als Handelsmann niederließ.

Was Karl Lenk veranlasst hat, seine Tätigkeit als Buchhalter in Liebauthal aufzugeben, ist nicht bekannt. Sein Blick jedenfalls musste sich nach 1843 nach dem rund 20 Kilometer entfernten Miltigau gerichtet haben.

Wer aber sind die beiden von Urban genannten Karl und Eduard Lenk? Es sind die Söhne des oben genannten Karl Lenk. Im Jahre 1860 jedenfalls war ein Sohn Karl Lenks namens Eduard Lenk – der Vater der oben erwähnten Bertha - noch Färber in der Liebauthaler Fabrik, seinem Grabstein auf dem Miltigauer Friedhof zufolge verstarb er 1885, geboren ist er am 30.8.1835 in Lengenfeld in Sachsen. Der unweit von ihm beerdigte Bruder Karl Lenk lebte vom 16.12.1827 bis 9.6.1897, beide auf ihren Grabsteinen bezeichnet als Fabrikbesitzer in Miltigau (siehe Fotos unten)









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Im Jahre 1884 gehörte ein Drittel der Fabriksimmobilie mit der Nr. 33 laut Grundbucheintrag Ferdinand Lenk, Sohn von Karl Lenk jun.. 1886 kam es zu einer Überschreibung des Grundvermögens des inzwischen verstorbenen Eduard Lenk auf Karl Lenk. 1901 war Ferdinand Lenk schließlich der einzige Eigentümer an der Fabrik, über dessen Vermögen aber bereits 1904 der Konkurs eröffnet wurde. Über das weiter Schicksal Ferdinand L
enks ist nichts bekannt.
Als neue Eigentümerin erscheint noch im Konkurs-Jahr die Firma Lazar Eppinger und Söhne, die laut „Miltigauer Haus- und Familienchronik“ von Fritz Schwartling das Unternehmen mit neuen Maschinen ausstattete und „schöne mehrfarbige Stoffdrucke“ herstellte. Doch bereits 1908 übernimmt das Anwesen ein neuer Eigentümer namens Martin Schwarz, der - wiederum laut Schwartling - ein Jahr später „die hölzerne, hochversicherte Trockenanlage abbrennen“ ließ. 1912 erwirbt der Maurermeister Georg Zuber aus Lappitzfeld das Anwesen, ergänzte die noch vorhandenen Gebäude durch eine Kunstmühle und ein Sägewerk. Zusammen mit dem Wohnhaus blieb das Anwesen bis zum Ende des 2. Weltkriegs in Händen der Familie Zuber, ehe es 1945 auf Grund der tschechischen Nachkriegsdekrete enteignet und die Familie Zuber wie die meisten deutschsprachigen Bewohner Miltigaus zwangsweise nach Deutschland „ausgesiedelt“ wurde.



Mitglieder der Familie Lenk in Miltigau

LENK, KARL, Kauf- und Handelsmann aus Lengenfeld im Vogtland, 1840 privatisierend in Königsberg, 1840 Baumwollfabrik-Besitzer in Liebauthal, 1843 Buchhalter der Baumwollfabrik der Gebrüder Lenk*, 1860 Besitzer der Fabrik in Miltigau (Vater: Lenk, Johann David, Fabrikbesitzer in Königsberg; Mutter: Weissbach, Johanna Dorothea), seine Ehefrau
LENK, CHRISTIANA ERNESTINE, geb. SCHINDLER (Vater: Schindler, Christian Gottlieb, Handelsmann in Lengenfeld; Mutter: Schubert, Christiane Sophie aus Lengenfeld),
deren Kinder
Lenk, Karl, geb. 16.12.1827 (siehe unten)
Lenk, Eduard, geb. 30.8.1835 in Lengenfeld (siehe unten),
Lenk, Moritz, geb. 11.2.1837 in Lengenfeld (siehe unten),
Lenk, Anna Katharina, geb. 23.3.1840 in Kogerau 27*,
Lenk, Franz, geb. 17.7.1842 in Kogerau 27 Spinnfabrik, gest. wahrscheinlich kurz nach der Geburt,
Lenk, Ferdinand Robert, geb. 29.9.1843 in Kogerau 27 Spinnfabrik,
Lenk, Emilia Katharina, geb. 15.4.1845 in Kogerau 27
Lenk, Gustav, geb. 27.4.1847 in Miltigau 33 (siehe unten),
Lenk, Adolph, geb.14.9.1849 in Miltigau 33,
Lenk, Theresia, geb. 18.10.1851 in Miltigau 33

*Die aus Lengenfeld in Sachsen stammenden Franz und Ferdinand Lenk, Brüder von Karl Lenk, gründeten um 1830 von Königsberg an der Eger aus eine Baumwollspinnfabrik im nahegelegenen Tal des Liebaubaches und verlegten ihren Wohnsitz dorthin mit der Adresse „Kogerau 27, Spinnfabrik“., dem späteren Liebauthal. Die Familie Lenk bezog dort das 1839 errichtete „Herrenhaus“, das nach Durchnummerierung der wachsenden Fabrikkolonie um 1900 die Hausnummer 27 beibehielt.

Nachkommen von Karl und Christina Ernestine Lenk (Kinder und Kindeskinder):
LENK, KARL, 1853 Baumwollfaktor in Miltigau 33, Geschäftsleiter und Faktor, 1870 Fabrikbesitzer in Miltigau 33, geb. 16.12.1827, gest. 5.6.1897 in Miltigau*, seine Ehefrau
LENK, ROSINA geb BARTHL, geb. in Eger (V: Barthl, Johann, Lehrer in Eger; M: Anna, Lehrerstochter aus Treunitz), deren Kinder
Lenk, Anna, geb. 4.8.1853 in Miltigau 33, gest. 1.8.1854
Lenk, Johann, geb. 14.7.1855 in Miltigau 33,
Lenk, Moritz, geb. 17.6.1857 in Miltigau 33, gest. 21.6.1874,
Lenk, Emilie, geb. 25.3.1859 in Miltigau 33, gest. 31.1.1940 in Eger,
Lenk, Franz Eduard, geb. 25.4.1861 in Miltigau 33, gest. 10.1.1864,
Lenk, Bertha, geb. 12.8.1863,
Lenk, Anna Margaretha, geb. 24.10.1865 in Miltigau 33,
Lenk, Ferdinand, geb. 17.2.1868 in Miltigau 33,
Lenk, Anna, geb. 26.3.1870 in Miltigau 33,
Lenk, Paulina Ernestine, geb. 15.9.1873 in Miltigau 33, gest. 18.4.1874,
Lenk, Paulina Ernestine, geb. 2.9.1875 in Miltigau 33, gest. 3.9.1875,
Lenk, Albina, geb. 18.10.1877 in Miltigau 33

*laut Grabinschrift

LENK, EDUARD, Augsburger Konfession, 1860 Färber in der Lenkschen Fabrik Liebauthal N.C. 27, wohnhaft 1864 in Königsberg 19, 1868 Mitbesitzer der Fabrik in Kogerau N.C. 27, 1871 Fabrikbesitzer in Miltigau 33, geb. 30.8.1835 in Lengenfeld, gest. 1885 in Miltigau, seine Ehefrau (Heirat 8.11.1864 in Königsberg)
LENK, ANNA MARGARETHA, geb BUBERL, geb. 6.1.1842 in in Königsberg 19 (Vater: Buberl, David, Fleischhauer in Königsberg; Mutter: Schmutzer, Anna aus Hartessenreuth, Bez Wildstein),
deren Kinder
Lenk, Bertha, geb. 11.5.1860 in Königsberg 19,
Lenk, Wilhelmina, geb. 9.8.1862 in Königsberg 19, gest. in Miltigau, verh. Benker*,
Lenk, Michael Ludwig, geb. 4.9.1867 in Kogerau N.C. 27, gest. 21.11.1871 in Miltigau,
Lenk, Maria, geb. 4.3.1871 in Miltigau 33 (siehe unten Naumann, Ferdinand),
Lenk, Gustav, geb. 22.2.1873 in Miltigau 33, gest. 22.10.1895 in Wistritz bei Teplitz,
Lenk, Emma, geb. 31.3.1877 in Miltigau 33 (siehe unten Lenk, Karl),
Lenk, Robert, geb. 11.7.1881 in Miltigau 33

*da kein Heiratsbuch von Miltigau vorhanden ist, ist weder das Heiratsdatum noch der vollständige Name des Ehemannes eruierbar

NAUMANN, FERDINAND, Kaufmann in Eger 520, geb. 11.9.1871 in Teplitz 4, seine Ehefrau (Heirat 15.5.1894 in Königsberg)
NAUMANN, MARIA geb LENK, geb. 4.3.1871 in Miltigau 33 (Vater: Lenk, Eduard; Mutter: Buberl, Anna Margaretha)

LENK, KARL*, seine Ehefrau (Heirat 4.11.1909 in Baden bei Wien)
LENK, EMMA, geb. 31.3.1877 in Miltigau 33, gest. 8.1.1943 In Mödling bei Wien

*diese Person ist keinem Zweig der Familie Lenk zuzuordnen

LENK, MORITZ, Fabrikantensohn in Miltigau 33, wohnhaft Miltigau 43*, geb. 11.2.1837 in Lengenfeld (Vater: Lenk, Karl; Mutter: Schindler, Christina Ernestine), seine Ehefrau (Heirat 29.5.1866 in Königsberg)
LENK, ANNA, geb. STEIDL, geb. 13.1.1846 in Königsberg 79, gest. 1912 in Miltigau (Vater: Steidl, Josef, Fleischhauer und Hausbesitzer jn Königsberg 79; Mutter: Fischer, Elisabeth aus Königsberg)

*diese Wohnadresse nennt Fritz Schwartling in der „Miltigauer Haus- und Familienchronik“. Dort heißt es weiter, dass Moritz Lenk „bis 1885 Heimarbeit für das Strumpfstricken“ ausgegeben habe und danach Fabrikaufseher gewesen sei.

LENK, GUSTAV, Buchhalter in Miltigau 65, geb. geb. 27.4.1847 in Miltigau 33 (Vater: Lenk, Karl; Mutter: Schindler, Christina Ernestine), seine Ehefrau
LENK, MARGARETH, geb. BENKER, geb. 17.2.1852 in Miltigau 4, gest. 30.1.1901(Vater: Benker, Franz, Gastwirt und Fleischhauer in Miltigau 4; Großvater: Benker, Adam Anton, Fleischhauer in Miltigau; Großmutter: Martin, Theresia; Mutter Wilhelm, Margaretha aus Großschöd 3; Großvater: Wilhelm, Josef, Bauer in Großschöd; Großmutter: Stingl, Anna aus Dobrassen 4),
deren Kinder

Lenk, Eduard, geb. 7.11.1874 in Miltigau 65,
Lenk, Georg, geb. 10.2.1876 in Miltigau 65,
Lenk, Karl, geb. 26.1.1878 in Miltigau 65,
Lenk, Rudolph, geb. 26.11.1879 in Miltigau 65,
Lenk, Johann, geb. 21.8.1881 in Miltigau 65, gest. 1.9.1938 in Altschowitz (?),
Lenk, Martin, geb. 17.5.1883 in Miltigau 65, gest. 28.6.1883


Bilder


Diese Zeichnung zeigt die Fabrik wahrscheinlich nach Wiederherstellung nach dem Brand von 1873, aber vor dem Brand von 1909 mit der Zerstörung der Trockenanlage, bei der es sich auf dem Bild um das hohe Geäude im Hintergrund handeln dürfte.


Die Postkarte mit diesem Eindruck der Fabrik wurde 1902 versandt. Beim Vergleich mit dem Bild oben erkennt man ebenfalls noch die Trockenanlage, zudem sieht man einen zweiten Schornstein.


Diese Aufnahme der Fabrikanlage mit Wohnhaus, Ausschnitt aus einer Postkarte, aus dem Verlag Hans Konhäuser, Marienbad (Bildgeberin: Hermine Kiersky) stammt vermutlich aus der Zeit zwischen 1910 und 1920. Erkennbar darauf ist, dass die Trockenanlage nicht mehr vorhanden ist. Im rechten Hintergrund des Bildes sieht man den Friedhof von Miltigau.


Diese Aufnahme entstand im Jahre 1900 (Fotograf: F. Weigand, Eger, Bildgeberin Hermine Kiersky) und zeigt die Belegschaft der Firma Carl und Ed. Lenk Miltigau. Von den Abgebildeten sind eindeutig identifiziert: Andreas Bauer, Miltigau Nr. 57 (3. Reihe von unten, 2. von rechts, Großvater der Bildgeberin) und Andreas Köhler aus Miltigau Nr. 9 (oberer Reihe 2. von rechts). Möglicherweise handelt es sich um die Person in Bildmitte der 2. Reihe um den letzten Eigentümer der Fabrik Ferdinand Lenk.

Donnerstag, 22. Januar 2009

Historische Fotos von Miltigau am Kaiserwald



Gesangverein Miltigau 1875 (Gründungsfoto)


Die abgebildeten Personen: Sitzend von links 1. Köhler (Militgau); 2. Johann Schwartling (Miltigau); 3. Oberlehrer Bäuml (Miltigau); 4. Ignaz Sandner, Dechant (Miltigau); 5. Professor Ernst Freimuth; 6. Andreas Schwartling (Miltigau); 7. Karl Kraus, Oberlehrer (Teschau). Stehend von links: 1. Zeidler (Konradsgrün); 2. Josef Stingl (Miltigau); 3. Josef Schwartling (Miltigau); 4. Johann Lindner, Gastwirt (Teschau); 5. Adam Benker, Gastwirt (Miltigau); 6. unbekannt; 7. Neißner (Miltigau); 8. Steindörfer, Lehrer in Miltigau; 9. Lanzendörfer, Lehrer in Miltigau; 10. Georg Benker, Gastwirt (Miltigau). Information: Peter Lindner, Sohn von Johann Lindner (stehend Nr. 4).

Eigentümerin des Originalfotos und Information: Hermine Volk, geb. Lindner


Gesangverein Miltigau


Das Bild eines unbekannten Fotografen und ohne Datum versehen zeigt den Gesangverein Miltigau vermutlich vor dem 1. Weltkrieg. Dem Verein gehörten nicht nur Bürger Miltigaus an, Mitglieder stammten auch aus Teschau. Von den abgebildeten Personen sind - jeweils von unten nach oben und von links nach rechts - folgende identifiziert: 1. Reihe, Nr. 6: Oberlehrer Lang, Miltigau; Nr. 7: Lehrer Prockl, Miltigau; Nr. 9: Berta Bär, später verheiratet mit Johann Lindner aus Teschau. 2. Reihe, Nr. 3 Franz Haslbauer, wohnhaft in Miltigau 3 (Schwartlinghof); Nr. 7. Josef Gscher, Kaufmann in Teschau. 3. Reihe: Nr. 3 Peter Lindner aus Teschau. Letzte Reihe: ganz rechts mit Mandoline ein Lehrer der Volksschule Teschau unbekannten Namens.

Bildgeberin und Information: Hermine Volk, geb. Lindner (Tochter von Peter Lindner)




Feuerwehr Miltigau



Die Feuerwehr von Miltigau wurde 1879 gegründet. Das Aufnahmedatum dieses Fotos ist unbekannt, es  könnte aber zum 50jährigen Jubiläum im Jahre 1929 entstanden sein. Identifiziert ist: Erste Reihe von unten Nr. 1 von links: Bernhard Löw, Miltigau 1 (siehe dazu Miltigau Anwesen und Schulklasse 1900, 3. Reihe, Nr. 2). Fotograf: Josef Ert, Königsberg an der Eger

Bildgeberin und Info: Hermine Kierski, geb. Klügl, Miltigau/Niederbrechen




Schule


Volksschulklasse 1900
Von unten und von li nach re: 1. Reihe Nr. 6: Emma Strunz, geb. ca. 1893, später verheiratet Römisch und wohnhaft Königsberg 501; 2. Reihe Nr. 7: Emma Schwartling, geb. 1894, später verheiratet mit Peter Lindner aus Teschau und bis 1946 wohnhaft in Königsberg Nr. 79 (Gasthaus Zur Stadt Wien), gest. 15.11.1956 in Dutenhofen, Kreis Wetzlar; 3. Reihe Nr. 2: Bernhard Löw (jüdischen Glaubens); 4. Reihe Nr. 10: Strunz (Vorname unbekannt), Schwester von Emma Strunz
Eigentümerin des Originalfotos und Information: Hermine Volk, geb. Lindner



Volkschulklasse etwa 1931


Das Foto entstand etwa 1931 an der Schule von Miltigau und zeigt Schüler und Schülerinnen des Geburtstagsjahrgangs 1924 und andere. In der ersten Reihe von unten und von links sind namentlich bekannt: 2. Schüssler; 3. Hilde Hügel; 4. Erna Köhler; 5. Marianne Scherbaum; 8. Julia Wirtel. In der zweiten Reihe von links: 1. Erhard Zuber; 2. Hans Bär; 3. Gertrud Heidler (Cousine von Erna Köhler); 4. Hilde Schön; 5. Anna Strunz.

Eigentümerin des Originalfotos und Information: Erna Urban, geb. Köhler.


Anwesen in Miltigau

Anwesen Nr. 1


Das Foto oben, wahrscheinlich aufgenommen in den 1930er Jahren, zeigt die Längsseite des Hauses Nr. 1. Letzter Eigentümer des Anwesens war bis 1938/1939 der am 19.8.1895 geborene Bernhard Löw, jüdischen Glaubens (siehe Foto von 1929). Löw verließ Miltigau zusammen mit seiner aus Hollezrieb bei Mies stammenden Ehefrau Sophie und den beiden Töchtern Margit und Alice „Lizzi“ kurz vor dem Einmarsch der Hitler-Truppen 1938. Ziel der Fahrt mit seinem Geschäfts-Lkw, begleitet von dem Fahrer Franz Burkl, dem Knecht Josef Hampl und der Hausgehilfin Anna Klügl, geb. Bauer, war zunächst Prag. Von Prag aus gelang Löw die Flucht über England nach San Diego in Kalifornien, wo er 1962 starb. Die 3 Begleiter kehrten mit dem Lkw nach Miltigau zurück. Das Haus soll 1939 in das Eigentum der Gemeinde Miltigau gegangen sein. In dem Gebäude befindet sich jetzt (2011) die Gemeindeverwaltung Milikov. Informationen: Fritz Schwartling und Hermine Kierski, geb. Klügl, diese auch die Bildgeberin.

Das nächste Bild zeigt das Haus Nr. 1 im Jahre 2010.

Foto: Siegfried Träger


Anwesen Nr. 3 (Schwartlinghof)

Das Gehöft befand sich unmittelbar am Ufer des Baches. Zu erkennen ist auf diesem Postkartenmotiv unbekannten Datums (herausgegeben von W. Glaser, Papierhandlung, Königsberg a. Eger) die nördliche Längsseite des Gebäudes. Der Hof wurde nach der Vertreibung der letzten Eigentümerfamilie - siehe nächstes Foto - abgerissen.



Die letzte deutsche Eigentümerfamilie des Schwartling-Hofs. Von links: 1. Marie Haslbauer, geb. Schwartling; 2. Karl Haslbauer, gef. im 2. WK; 3. Emma Haselbauer (später verheiratet mit Ernst Pichl aus Kleinschüttüber und mit diesem wohnhaft gewesen in Liebauthal); 4. Franz Haslbauer. Aufnahmedatum unbekannt, wahrscheinlich 1920er Jahre.

Eigentümerin des Originalfotos und Information: Hermine Volk, geb. Lindner

Anwesen Nr. 4 (Gasthof Zur Goldenen Sonne)




Die letzte deutsche Inhaberfamilie Böhm des Gasthofes Goldene Sonne.
Untere Reihe von links: 1. Unbekanntes Kind, Verwandte der Familie Böhm; 2. Robert Böhm; 3. Frieda Böhm; 4. Wirtin Margarethe Böhm, geb. Benker; 5. Verwandte der Wirtin. Obere Reihe von links: 1. Sophie Böhm; 2. Josef Böhm; 3. Marie Böhm. Margarethe Böhm wurde mit den Kindern Robert, Frieda, Sophie und Marie in die russisch besetzte Zone vertrieben. Sohn Josef kam aus Kriegsgefangenschaft ins oberhessische Lich, wohin die anderen Familienmitglieder umzogen. Marie Böhm verbrachte ihren Lebensabend in Dutenhofen bei Familie Volk, wo sie mit etwa 96 Jahren verstarb.

Foto und Information Frau Hermine Volk, geb. Lindner.
Das nächste Foto zeigt den ehemalige Gasthof Goldene Sonne am 17. Juni 2009.

Foto: Siegfried Träger

Anwesen Nr. 9 (beim Hafner)

Der letzte deutsche Eigentümer des Hauses war Andreas Köhler, davor Andreas Dietl. Bis 1890 soll sich in dem Haus die Töpferei Lehm aus Krottensee befunden haben. Links im Bild: Gustav "Gustl" Köhler, gestorben 1977 in Neubrunn.

Bildgeberin: Hermine Kierski, geb. Klügl. Info: Miltigauer Haus- und Familienchronik von Fritz Schwartling.
Anwesen Nr. 10 (Säuerling-Versandhaus)
 

Das von Fritz Schwartling in seiner „Miltigauer Haus- und Familienchronik“ als Säuerling-Versandhaus benannte Gebäude befindet sich auf Miltigauer Kataster, rund 2 Kilometer vom eigentlichen Ort entfernt links des Weges von Markusgrün zur Kneipelbachkapelle. Von diesem Weg aus erreicht man das Anwesen mit der Nr. 10 über einen schmalen steilen Pfad. Das Grundstück habe bis 1912 zum Hüglhof in Miltigau gehört, die Nummer stamme vom ehemaligen Judentempel Miltigaus, den dieser bis 1885 besaß. Auf dem Foto unten (Bildgeberin Frau Gretl Kulišanová, geb. Meister), möglicherweise aufgenommen in den 1920er Jahren erkennt, man links das Abfüllgebäude; es liegt am linken Ufer des vom Kaiserwald herabkommenden Kneipelbaches. Das eigentliche Versandgebäude gehörte ursprünglich dem tschechischen Apotheker Mladějovský, das dann die 1899 in Prag geborene Ph. Dr. Mira Mladějovský erbte. Nach ihrem Tod im Jahre 1969 übernahm deren Schwester eine Haushälfte, die andere Hälfte des Gebäudes hatte in den 1960er Jahren Frau Gretl Kulišanová, geb. Meister, eine geborene Miltigauerin, erworben, die sie (2010) immer noch besitzt.

Das nächster Foto zeigt das ehemalige Versandhaus in seinem heutigen Zustand. Das eigentliche Abfüllgebäude existiert nicht mehr. Etwa dort, wo es sich befand, erreicht man mit etwas Mühe den Ausfluss des Säuerlings, ein äußerst schmackhaftes und kühlschrankkaltes Produkt des Kaiserwaldes.

Foto: Siegfried Träger


Anwesen Nr. 49



Dieses villenartige Gebäude rechts an der Straße in Richtung Teschau neben der Nr. 1 wurde um 1928 von dem Chemie-Ingenieur Kaspar Stubner erbaut, an seiner Stelle soll sich im 19. Jahrhundert ein kleines Bauernhaus befunden haben. Bewohnt wurde das für Miltigau eher ungewohnliche Haus von einer unverheirateten Nichte des zeitweise in der Schweiz lebenden Bauherrn namens Barbara Bachmann, genannt Stubner-Babette, auch "Wawi", und ihrer Freundin Katharina Zimmermann. Barbara Bachmann, geboren 1875, erlebte die Vertreibung nicht mehr, das Schicksal ihrer Freundin ist unbekannt. Auf dem daneben eingefügten Foto - ein Ausschnitt des linken Bildes - sieht man Barbara Bachmann und (wahrscheinlich) Kaspar Stubner zusammen mit ihrem Hund. Das untere Bild, aufgenommen im Juni 2011, zeigt die Villa in ihrem heutigen Zustand. Information: Miltigauer Haus- und Familienchronik von Fritz Schwartling. Bildgeberin: Hermine Kierski, geb. Klügl.


Foto: Siegfried Träger



Anwesen Nr. 51






Familie Neißner in Königsberg
 Vordere Reihe von links: Marie Neißner, Margarete Neißner, Adam Neißner, Anna Neißner; hintere Reihe von links: Margareta Neißner; Georg Neißner; Magdalena Neißner; Rosa Neißner; Franz Neißner; Berta Neißner.
Fotograf: Karl Ertl, Königsberg

Bildgeberin und Information: Hildegard Reichenbach, geb. Neißner (Tochter von Georg Neißner)